„Die Liebe Gottes“ (13. So. n. Trinitatis, 6.9.2020)

Photo by Victória Kubiaki on Unsplash

Apostelgeschichte 6,1–7Luther 2017 • ELKG 058

Auch die Jünger stellen fest, dass sich Erfolg nicht immer von alleine einstellt. Manchmal braucht es einige Stolpersteine, ehe Gutes entsteht.

Und das Wort Gottes breitete sich aus, und die Zahl der Jünger wurde sehr groß in Jerusalem.

Dieser Ausbreitung des Wortes Gottes ging eine Krise in der Gemeinde voraus. Lukas gibt uns hier Tipps zur Krisenbewältigung.

Heute möchte ich mit euch einige Gedanken von Dörte Gebhard teilen. Sie ist Privatdozentin in Kölliken in der Schweiz. Der ganze Text ist hier nachzulesen: „Sieben“ – Predigt zu Apostelgeschichte 6,1-7 von Dörte Gebhard

1. Die Zahl der Jünger nahm zu – die Kirche wuchs. Es wurden immer mehr, aber gerade das schafft auch größere Probleme. Was bilden wir uns im 21. Jahrhundert eigentlich ein, wenn wir immer betonen, es sei schwierig, wenn die Gemeinden kleiner werden?! Wissen wir überhaupt, ob das wahr ist? Ich bin überzeugt, niemals waren so viele Menschen freiwillig da, wie heute. Ohne sie könnten wir nichts tun.

2. Es erhob sich ein Murren – auch typisch, nicht wahr? Konflikte in Kirchgemeinden brechen in der Regel nicht explosionsartig aus, sondern murren sich so langsam ins allgemeine Bewusstsein und nörgeln sich allmählich ins Empfinden aller Betroffenen und Beteiligten.

3. Griechische Juden gegen hebräische Juden, das können wir heute gar nicht mehr nachvollziehen. Aber wir können es uns nur allzu gut vorstellen! Überall, wo sich Menschen begegnen, gibt es sogleich die einen und die anderen. Winzige kulturelle und sprachliche Unterschiede reichen schon aus, dass wir sagen „wir hier und die da“. Die einen hören nur Musik mit Schlagzeug, die anderen immer ‚mit ohne’. Den einen fehlt dann immer genau das, was den anderen besonders lästig ist. Die einen sprechen Mundart, die anderen sehr viele sehr andere Sprachen, verstehen sich auch untereinander nicht gerade leicht. Die einen fahren ans Meer – oder in die Berge, die anderen verreisen nie, weil sie dazu kein Geld übrig haben. Die einen …, die anderen … Griechische Juden murren gegen hebräische Juden, sie sind einander so ähnlich, aber nahe sind sie einander nicht, nicht einmal in dieser neuen, frischen Gemeinde.

4. Weil ihre Witwen übersehen wurden bei der täglichen Versorgung. Wenn heute Hilfe ausbleibt, Menschen sich enttäuscht zeigen und abwenden, dann meist auch genau darum, weil sie übersehen wurden, weil sie keine Lobby hatten, die laut für sie rief, weil sie im Hauptwettbewerb unserer Mediengesellschaft, im Wettkampf um Aufmerksamkeit nicht bestehen können. Übersehen konnte man die griechischen Witwen erst noch, überhören kann man das Murren darüber allerdings nicht mehr. Gottlob! Die Ohren kommen den Augen zu Hilfe. Hilfe kommt nun auch in den Blick:

5. Seht euch um nach sieben Männern in eurer Mitte! Jesus hätte es den Witwen natürlich selbst zugetraut, sich zu organisieren. Er hätte diese damals besonders rechtlosen Frauen in Ämter und Würden gebracht, sie ermutigt, sich selbst zu helfen, selbst zu erkennen, was hilfreich für sie ist. Die Jünger bringen das nicht mehr so einfach über’s Herz. Sie hören wieder auf ihre Zeitgenossen, sie machen vieles doch wieder so, wie es die Leute erwarteten. Sie richten sich wieder nach den Üblichkeiten. Jesus war allen unseren Zeiten himmelweit voraus. Lange waren die Jünger mit Jesus unterwegs, so haben sie etwas gelernt: sieben Männer müssen sein, sieben sind aber auch genug.

6. Sie wählten Stephanus, einen Mann voll Glaubens und Heiligen Geistes, und Philippus und Prochorus und Nikanor und Timon und Parmenas und Nikolaus, den Judengenossen aus Antiochia. Diese Namen sprechen Bände. Obwohl sie nur sperrig, altertümlich und harmlos tönen. Es sind alles Namen von Menschen, die in die erste, die vorderste Reihe gehören: Stephan ist der, der sich einen Kranz verdient hat, Philipp liebt Pferde, Prochorus ist der Anführer des Tanzes, Nikanor ist zu deutsch der Sieger, Timon der Angesehene, der aller Ehren Werte, Parmenas nennt sich einer, der Durchhaltevermögen hat, der bleibt, wo andere untergehen und Nikolaus ist einer aus einem siegreichen Volk. Gewinnertypen, alle zusammen.

7. Diese Männer stellten sie vor die Apostel; die beteten und legten die Hände auf sie. Es wird nicht sogleich und irgendwie gedankenlos losgelegt. Es wird nicht sofort ein Vorsitzender gewählt und eine Sitzung abgehalten. Vor allem anderen steht das Gebet.

Gedankenanstöße

  • Welcher dieser 7 Abschnitte ist dir bei den Ausführungen von Dörte Gebhard besonders wichtig geworden?
  • Hättest du eine ähnliche Lösung für das Problem mit der Versorgung der Witwen gefunden, oder sähe bei dir die Lösung ganz anders aus? Wie, und warum?
  • Die anderen Texte an diesem Sonntag (die Epistel aus 1. Joh 4,7-12 und das Evangelium aus Lk 10,25-37) haben jeweils die Liebe zu Gott und zu unseren Mitmenschen zum Thema. In V. 4-5 ist indirekt auch die Liebe zu Gott ein Thema im Predigtabschnitt aus der Apostelgeschichte: „Wir aber wollen ganz beim Gebet und beim Dienst des Wortes bleiben. Und die Rede gefiel der ganzen Menge gut; und sie wählten Stephanus, einen Mann voll Glaubens und Heiligen Geistes…“ Welche Rolle spielt Gott an dieser Stelle?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.