
1. Korinther 3,9–17 • Luther 2017 • ELKG 057
Gott verwandelt uns. Das erfahren wir jeden Tag auf’s Neue. Paulus findet ganz außergewöhnliche Bilder dafür, wie diese Verwandlung aussehen kann.
Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? Wenn jemand den Tempel Gottes zerstört, den wird Gott zerstören, denn der Tempel Gottes ist heilig – der seid ihr.
Wie können wir unser Leben gestalten – und wo gestaltet Gott unser Leben? Beides kommt im Predigtabschnitt in den Blick.
In diesem Bibelabschnitt sind zwei verschiedene Blickwinkel ineinander vermengt.
Der mittlere Teil des Bibeltextes ist uns geläufiger: „Ein jeder aber sehe zu, wie er darauf baut.“ (V. 10) Wir sind Mitarbeiter Gottes. Das heißt, wir haben eine Aufgabe – sei es in der Gemeinde, in der Familie, im Beruf oder anderswo. Jeder soll zusehen, wo sein Platz ist und wie er da gut bauen kann. Wie er an den Beziehungen gut bauen kann, wie er der Familie eine Unterkunft und etwas zu essen besorgt, wie er im Beruf Gutes voranbringt. Das sind ganz alltägliche, ganz menschliche Dinge, die sich eigentlich von selbst erklären. Die Notwendigkeiten des Lebens. Doch nicht nur die ganz weltlichen Dinge sind hier im Blick, sondern genauso die geistlichen. Der Grund, auf den wir all das aufbauen sollen, heißt Jesus Christus. Es geht also auch ganz konkret um unser Glaubensleben und auf welchen Grund wir unser Lebenshaus bauen. Wem wir vertrauen, wenn uns das Dach über dem Kopf einstürzt und die Wände wackeln. Welcher Grund ist stabil genug, dass unser Lebenshaus einen stabilen Unterbau hat? „Einen andern Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“ (V. 11)
Der vordere und hintere Abschnitt in diesem Bibeltext erfordern etwas mehr Geduld, um sie zu verstehen. Denn dort geht es nicht darum, was wir in und mit unserem Leben tun, sondern wie Gott an uns handelt. Genauer gesagt: Wer wir für Gott sind. Paulus verwendet hier viele Bilder dafür – eines eigenartiger als das andere. Da heißt es zu Beginn, wir sind „Gottes Ackerfeld und Gottes Bau“ (V. 9). Am Ende wird Paulus etwas ausführlicher: „Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? Wenn jemand den Tempel Gottes zerstört, den wird Gott zerstören, denn der Tempel Gottes ist heilig – der seid ihr.“ (V.16-17) Wir als Ackerfeld und Tempel. Das Ackerfeld mag als Bild noch einleuchten. Gott streut seinen Samen auf uns aus und der Heilige Geist sorgt dafür, das der Same auch aufgeht, wächst und gute Frucht bringt. Das Ackerfeld wird von Gott einerseits gepflegt und umsorgt, andererseits aber auch geformt. Er verändert sich – je nachdem, was auf ihm gepflanzt wird und wie gut die Frucht aufgeht. Das mag bei jedem unterschiedlich sein. Aber ein Ackerfeld ist und bleibt ein kreatives Arbeitsfeld Gottes. Den Tempel empfinde ich dagegen als ein schwer verdauliches Bild. Meine ersten Gedanken dazu sind nicht gerade einladend: Ein statisches Gebäude, das sich nicht bewegt und allein schon durch seine Größe allen imponieren soll, die daran vorbei gehen. In dem Rauchschwaden von den vielen Opfergaben und dem Weihrauch umherziehen. Das klingt für mich sehr nach Protzbau und Wichtigtuerei. Aber um solche Äußerlichkeiten und modernen Bilder von großen Kathedralen geht es Paulus hier nicht. Es geht ihm vielmehr darum, was Gott in Bezug auf den Tempel versprochen hat: Nämlich, dass er selbst darin wohnen will. Bevor der Tempel in Jerusalem zerstört wurde, galt er als der Ort, an dem Gott sich finden lässt. Ein durch und durch heiliger Ort. Solche Bilder hatte Paulus im Sinn, als er von uns als dem Tempel Gottes schrieb. Auf uns übertragen heißt: In jedem einzelnen von uns wohnt Gottes Geist. Und darum ist auch jeder einzelne von uns heilig. Weil Gott in uns lebt und arbeitet.
So eigenartig diese Vorstellung auch sein mag – sie sind in jedem Fall bildgewaltig und schwergewichtig. Das dürfen wir uns diese Woche neu vor Augen führen. Beides behalten wir im Blick: Wo wir selber an uns und unserem Lebenshaus bauen, und wo Gott an uns arbeitet.
Gedankenanstöße
- Ist das Bild vom Tempel ein gutes Bild für deine Beziehung zu Gott, oder schreckt es dich mehr ab? Was genau gefällt dir an dem Bild und was nicht?
- Wie kriegst du heraus, ob dein Lebenshaus Jesus Christus zum Grundbau hat? Wer ist ein guter Ansprechpartner für dich, der dir bei dieser Frage weiterhelfen kann?
- Als Epistel ist für diesen Tag die Verwandlung des christenfeindlichen Paulus in den christenfreundlichen Paulus vorgesehen (Apg 9,1-20). Sein Erlebnis bei Damaskus, wo ihm ein helles Licht erschienen ist und er Jesu Stimme vom Himmel gehört hat. Wie sieht die äußere und innere Verwandlung bei Paulus aus?