
Der Pharisäer und der Zöllner. Beide stehen im Tempel, aber viel verschiedener können Menschen wohl nicht sein.
Der Zöllner aber blieb ganz hinten stehen und wagte nicht einmal, seine Augen zum Himmel zu erheben, sondern schlug sich an die Brust und betete: Gott, sei mir Sünder gnädig!
Zwei Menschen, zwei unterschiedliche Voraussetzungen, zwei Gottesbilder – und ein gnädiger Gott.
Heute teile ich mit euch eine Meditation zu dem Text mit dem Pharisäer und Zöllner, die von der St. Jakobusgemeinde in Thurndorf veröffentlicht wurde:
Zwei Männer mit ganz unterschiedlichen Voraussetzungen werden uns hier von Jesus präsentiert. Da haben wir auf der einen Seite den Pharisäer. Gewiss ein gottesfürchtiger Mann, einer, der es nicht nur genau nimmt mit den Vorschriften, sondern sogar mehr tut, als von ihm verlangt wird. Und auf der anderen Seite steht der Zöllner, ebenfalls ein gottesfürchtiger Mann, sonst würde er erst gar nicht in den Tempel kommen, um zu beten. Sein Leben verläuft völlig anders als das des Pharisäers. Der Zöllner verdient sein Brot mit einer Tätigkeit, die ihn an den Rand der jüdischen Gesellschaft stellt.
Und so tritt auch der eine selbstbewusst vor Gott, um ihm zu danken. So weit so gut, aber leider kann er es dabei nicht lassen, auf all diejenigen hinzuweisen, die eben nicht so großartig sind, die seiner Ansicht nach auch nicht so viel wert sind, wie er selbst. Lieblos zählt er ihre Vergehen gegen seine Verdienste auf. Sein Bild von Gott ist wohl das eines Buchhalters, der Konten führt, auf denen das Plus und das Minus verzeichnet sind – und am Ende wird ein dicker Strich darunter gezogen, die Abrechnung ist eindeutig!
Der Zöllner hingegen weiß um seine Unvollkommenheit. Nur zögerlich betritt er den heiligen Raum und stellt sich auch ganz hinten hin. Er wagt es nicht einmal die Augen zu erheben, um wirklich Gott gegenüber zu stehen. Zugleich sucht er aber doch die Begegnung mit diesem Gott, von dem es im Psalm heißt: „Hebe deine Augen auf zu den Bergen… Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat“ (Ps 121, 1f). Er kann keine großen Taten vorweisen, ganz im Gegenteil. Aber er hofft darauf, dass Gott ihm dennoch gnädig sein wird, er hofft auf die Liebe des Schöpfers zu seinen Geschöpfen. Und er weiß: die Gnade Gottes kann durch keine Taten verdient werden.
Zwei Männer, zwei unterschiedliche Gottesbilder – und ich hoffe, dass ich immer mehr werden kann wie der Zöllner: Ich lege mein Leben, das Gelungene und das Misslungene ganz in Gottes Hand und vertraue mich seiner Gnade an.
Gedankenanstöße
- Der Pharisäer und der Zöllner gehen mit ganz unterschiedlichen Erwartungen an Gott heran. Was erwarten sie jeweils?
- Wo findest du dich in diesem Text wider?
- An diesem 11. Sonntag nach Trinitatis geht es u.a. um das Thema Demut. Wie äußert sich Demut bei dem Zöllner? Wie äußert sich Demut in deinem Alltag?