ELKG 070 • Drittletzter Sonntag des Kirchenjahres • „Mitten unter uns“ • So, 11. November 2018 • Vorgesehener Predigttext: Hi 14,1–6 • Luther 2017 • Elberfelder
„Der Mensch, vom Weibe geboren, lebt kurze Zeit und ist voll Unruhe, geht auf wie eine Blume und welkt, flieht wie ein Schatten und bleibt nicht. Doch du tust deine Augen über einen solchen auf, dass du mich vor dir ins Gericht ziehst.“ Hiob 14, Verse 1-3
Warum dürfen böse Menschen in Frieden leben, während rechtschaffene und gottesfürchtige Menschen wegen ihres Glaubens in Unruhe ihr Dasein fristen müssen. Ständig auf der Flucht, vertrocknen sie am Ende wie eine welke Blume – wie es hier im Buch des Hiob heißt. Hiobs Lebensgeschichte ist außergewöhnlich. Als frommer und gerechter Mann wird er von Gott seiner Familie, seiner Gesundheit und seines Wohlstandes beraubt. Ist das gerecht? Sollte Hiob an dieser Stelle nicht Gott widersprechen und auf sein Recht – ein gutes und friedliches Leben zu führen – beharren?
Doch Hiob ist Realist. Er weiß, dass es in dieser Welt keine Gerechtigkeit geben kann. Er weiß auch, dass Gottes Gerechtigkeit nicht unseren Vorstellungen von Gerechtigkeit entsprechen muss. Und er weiß, dass ihm Gerechtigkeit erst im Angesicht Gottes widerfahren kann. Dass Gott ihn aus seinem Dasein herausruft, ihn ansieht und ihn vor Gottes Gericht zieht (Vers 4), kann Hiob nur als Gnade Gottes verstehen. Unser eigenes Leben hat sicher nicht viel mit Gerechtigkeit zu tun – weder in dem, was wir an Leid erfahren noch in dem, was wir anderen Menschen an Leid zufügen. Und doch können auch wir – wie Hiob – mit fester Zuversicht auf das Gericht Gottes blicken. Weil es Gottes Gerechtigkeit ist, die dort zum Tragen kommt und wir diese Gerechtigkeit schon in seinem Sohn Jesus Christus, unserem Erlöser, erfahren durften.
Gedankenanstöße
- Gott hat dich durch den Tod seines Sohnes Jesus Christus im Gericht schon freigesprochen. Was bedeutet dieser Freispruch für dein Leben und deine Lebensweise?
- Inwiefern kann Hiobs Vertrauen in Gottes Verständnis von Gerechtigkeit uns als Vorbild dienen?